Reformationsstadt Kremnica
Slowakei
Kremnica
Querdenker und Rechtgläubige
Die mittelslowakische ehemalige Bergbaustadt Kremnica (deutsch: Kremnitz, ungarisch: Körmöcbánya) liegt in den Kremnitzer Bergen, unweit von der einstigen Bergstadt Banská Bystrica. Beide Orte gehörten im Mittelalter zu einem Bund aus sieben Bergstädten.
Die erstmals 1328 urkundlich erwähnte Stadt Cremnychbana erhielt unter König Karl I. Robert von Anjou (1278-1343) die Rechte und Pflichten einer königlichen Freistadt verliehen. In dieser Bergwerkstadt wurde Gold und Silber gefördert und gelangte dadurch und durch ihre Münzprägeanstalt zu großem Reichtum, weshalb der Ort auch „Goldenes Kremnitz“ genannt wurde.
Den Nährboden für die Reformation bildeten in dieser Region der Einfluss aus Humanismus und Renaissance. Hinzu kam die Nähe zu der Universität in Krakau und Schlesien, die den frühen Einfluss der Wittenberger Bewegung auf das deutsche Bürgertum in den Städten Ungarns begünstigten. Die Reformation erfasste zuerst die Städte mit ihrer deutschen Bevölkerung, griff erst später auf die slowakische und magyarische Ethnie über.
Eine wichtige Voraussetzung für das Ausbreiten der Reformation waren vor allem auch die nach der Schlacht bei Mohács 1526 einsetzenden und bis 1540 währenden Thronwirren. Denn zwei Thronprätendenten reklamierten die ungarische Krone für sich, Ferdinand von Österreich, der Bruder des Kaisers, der mit der Schwester des letzten Jagiellonenkönigs Ludwig, mit Anna von Böhmen verheiratet war, und der siebenbürgische Woiwode Johann Zápolya. Beide wurden zum König gewählt und auch mit derselben Krone gekrönt. Beide lehnten die religiösen Neuerungen ab, waren aber im Krieg um die Thronfolge auf die Unterstützung des Adels und der Städte angewiesen und konnten deshalb nicht wirkungsvoll durchgreifen.
Schließlich ist auch noch auf die aus fiskalischen Gründen verlängerte Sedisvakanz zahlreicher Bistümer hinzuweisen, mit der eine weitgehende Säkularisierung des Kirchengutes einherging.
Die Reformation im Karpatenraum war zuerst ein städtisches Ereignis. Es waren die deutschen Städte in der Zips und die Bergstädte, in denen schon zu Beginn der 20er-Jahre des 16. Jahrhunderts die Wittenberger Neuerungen bekannt wurden. Auch wenn authentische Daten über das erste Auftauchen von Lutherschriften fehlen, darf angenommen werden, dass Kaufleute und Studenten schon seit 1518 Drucke und Flugschriften aus Wittenberg, Leipzig oder Breslau mitgebracht haben. Bereits zum Jahreswechsel 1517/18 waren Luthers 95 Reformationsthesen in Ostmitteleuropa bekannt und wurden gelesen und diskutiert. Deshalb sah sich ja auch der Graner Erzbischof veranlasst, die Bannandrohungsbulle gegen Luther Exsurge Domini (15.6.1520) von allen Kanzeln verlesen zu lassen.
Luthers Lehre wurde in Kremnitz durch Konrad Cordatus (1480-1546) und Johannes Kresling propagiert, die zwischen 1522 und 1525 von Kremnitz aus die niederungarischen Bergstädte bereisten und im Sinne Wittenbergs Mission betrieben und das Reformationswerk – auch gegen anabaptistische Querdenker wie dem 1528 auftauchenden Andreas Fischer (um 1480 – um 1540) – festigten. Der vermutlich in Kremnitz geborene Fischer war ein Parteigänger des Täufers Balthasar Hubmaier. Er schloss ich später der radikal-reformatorischen Täuferbewegung an. Nach ausgedehnten Reisen, die ihn auch in die deutschsprachigen Städte der Zips führte gelangte er wieder in die Täuferhochburg in Nikolsburg. 1542 wurde er in der Slowakei als Ketzer hingerichtet.
Der Ort bildete zusammen mit sechs weiteren Bergstädten ein Städtebund. In diesem Bund Städten wurde die Entscheidung für die lutherische Reformation durch eine eigene Bekenntnisschrift zur Confessio Augustana bekräftigt, der sogenannten Confessio Montana/Heptopolitana aus dem Jahr 1559. Die Städte wollten damit zum Ausdruck bringen, dass sie nicht irgendeiner ihnen unterstellten Ketzerei anhängen, sondern der maßgeblichen lutherischen Bekenntnisschrift folgen, die Philipp Melanchthon 1530 abgefasst hatte und die 1555 auch reichsrechtlich anerkannt wurde.
Links
Stadt Kremnica: www.kremnica.sk
Evanjelická Cirkev augsburského vyznania na Slovensku: www.evangelische.sk