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Reformationsstadt Konstanz

Deutschland

Konstanz

Wo Hus brannte und die Reformation einen Mittelweg fand

Die frühere Reichs- und Bischofsstadt Konstanz liegt am Bodensee und grenzt unmittelbar an die Schweiz an.
In den Mittelpunkt des Weltgeschehens rückte Konstanz in den Jahren 1414-1418. Das Konstanzer Konzil sollte in diesen Jahren die Spaltung der abendländischen Christenheit beenden. Es setzte die drei rivalisierenden Päpste ab und wählte einen neuen Papst, der wieder allgemeine Anerkennung fand. Das Konzil verurteilte auch die Lehren des böhmischen Reformators Jan Hus (ca. 1369-1415) und ließ ihn trotz der Zusicherung des freien Geleits auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrennen. Für Martin Luther war Jan Hus ein Held des Glaubens und ein Vorbild gewesen, auf das er sich berief, als er sich 100 Jahre später für eine Erneuerung der Kirche einsetzte.
Bereits in den 1520er Jahren schloss sich die Stadt Konstanz der Reformation an, was zur Folge hatte, dass der Bischof die Stadt verließ und seinen Sitz nach Meersburg verlegte. Konstanz zählte zu den evangelischen Ständen, die 1529 beim Reichstag zu Speyer die Protestation übergaben, und legte gemeinsam mit den Städten Straßburg, Lindau und Memmingen 1530 beim Reichstag zu Augsburg ein eigenes oberdeutsches evangelisches Bekenntnis, die „Confessio Tetrapolitana“ vor. Die Reformatoren von Konstanz entstammten alle einer Familie: Es waren die Geschwister Ambrosius (1492-1564), Margarethe (1494-1541) Thomas Blarer (1499-1567) und ihr Cousin Johannes Zwick (1496-1542). In ihrer Erneuerung der Kirche fanden sie einen Mittelweg zwischen der Wittenberger Reformation und der Schweizer Reformation. Sie schrieben mehrere Kirchenlieder, die Johannes Zwick 1534 im Konstanzer Gesangbuch von 1534 herausgab. Einige dieser Lieder finden sich auch heute im Evangelischen Gesangbuch. Margarethe Blarer baute die Armen- und Krankenversorgung in Konstanz auf. Als in Folge des Schmalkaldischen Krieges, den die Protestanten verloren hatten, Kaiser Karl V. 1548 das Augsburger Interim durchsetzte, weigerte sich die Stadt Konstanz dieses anzuerkennen. Daraufhin belegte der Kaiser die Stadt mit der Reichsacht, belagerte sie und nahm ihr die Reichsfreiheit. Die Stadt wurde in das habsburgische Vorderösterreich eingegliedert und rekatholisiert. Erst im 19. Jahrhundert, als die Stadt dem neugegründeten Großherzogtum Baden zugesprochen wurde, konnte wieder eine evangelische Gemeinde in Konstanz entstehen. Der Grundstein zur Lutherkirche wurde 1865 am 450. Todestag von Jan Hus gelegt.
Im Rahmen des Gedenkjahres des 600. Todestags von Jan Hus finden in Konstanz zahlreiche Veranstaltungen statt. Im Konstanzer Konzilsgebäude und im Hus-Museum werden Sonderausstellungen präsentiert.

Links

Stadt Konstanz http://www.konstanz.de/
Tourismusbüro Konstanz http://www.konstanz-tourismus.de/
Konstanzer Konzil http://www.konstanzer-konzil.de/de/
Evangelische Kirche Konstanz http://www.ekikon.de/
Evangelische Landeskirche in Baden http://www.ekiba.de/