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Reformationsstadt Idstein

Deutschland

Idstein

Da wächst zusammen, was zusammen gehört 

Die Fachwerkstadt Idstein liegt im Taunus nicht weit von Wiesbaden und Frankfurt am Main. Die ehemalige Nassauische Residenzstadt steht für die Überwindung der kirchentrennenden Gegensätze aus der Reformationszeit zwischen Lutheranern und Reformierten.
In den verschiedenen nassauischen Territorien gewann die Reformation zeitversetzt an Boden. Während in Nassau-Weilburg schon ab 1526 evangelisch gepredigt wurde und ab 1529 in Nassau-Dillenburg evangelischer Gottesdienst gefeiert wurde, konnten sich die Anliegen der Reformation in Nassau-Idstein erst nach 1540 ausbreiten. Mehrfache Herrscherwechsel brachten die Reformation ins Stocken, doch nachdem 1553 Nikolaus Gompe (1514-1595) zum Prediger nach Idstein berufen wurde, wuchs das Pflänzchen des neuen Glaubens so stark, dass auch Rekatholisierungsversuche folgender Herrscher dieses nicht ausreißen konnten. Doch erst 1609 konnte die Reformation in der Grafschaft Idstein-Wiesbaden durch die Einführung der „Nassau-Saarbrückensche Kirchenordnung und Agende“ zu einem Abschluss gebracht werden. Nassau-Idstein war damit ein lutherisches Territorium geworden, während der nördliche Nachbar Nassau-Dillenburg zu einem Vorreiter des reformierten Protestantismus wurde.
Auf Druck Napoleons vereinigten sich 1806 die Nassauischen Herrschaften zum Herzogtum Nassau, in dem nun katholische, lutherische und reformierte Einwohner in ähnlich starker Konfessionsverteilung lebten. Im Rahmen des dreihundertjährigen Reformationsjubiläums vereinigten sich die Lutheraner und die Reformierten 1817 zu einer „evangelisch-christlichen Kirche“. Mit der „Nassauischen Union“ gelang es erstmals in einem Flächenland, die innerevangelischen Konfessionsspaltungen zu überwinden. Dies war möglich durch eine Besinnung auf das gemeinsame verbindende Erbe der Reformation.
Mehr als 150 Jahre mussten noch vergehen, bis 1973 durch die Leuenberger Konkordie auch auf europäischer Ebene die Spaltung der evangelischen Kirchen überwunden werden konnte. Wie bei der Nassauischen Union war für das Entstehen der europäischen Kirchengemeinschaft auch die gemeinsame Besinnung auf die Anliegen der Reformation maßgeblich.
Ein Besuchermagnet in Idstein ist die Unionskirche, das Kirchengebäude, in welchem 1817 die Union geschlossen wurde. Sie beherbergt einen für evangelische Kirchen außergewöhnlichen von Künstlern der Rubensschule gemalten Bilderzyklus, der das Leben Jesu als sichtbare Predigt darstellt. Für das 200-jährige Jubiläum der Nassauischen Union, das gemeinsam mit dem Reformationsjubiläum 2017 gefeiert wird, wird die Unionskirche nach umfänglichen Renovierungen neu erstrahlen.

Foto: Grandpierre Design GmbH

Die Unionskirche im Herzen unserer Stadt ist ein Gotteshaus mit großem kunsthistorischen Wert. Und seit 1817 Symbol dafür, dass Menschen Unterschiede überwinden können. Auch wenn die Einigung im Abendmahlstreit zwischen Reformierten und Lutheranern maßgeblich auf Druck des damaligen Herzogs zustande kam, ist die Botschaft dieser ersten Union in einem Flächenstaat heute genauso aktuell wie vor 200 Jahren: Es findet sich ein Weg, den alle gemeinsam gehen können.

Christian Herfurth

Bürgermeister, Idstein

Links

Stadt Idstein http://www.idstein.de
Tourismusbüro Idstein http://www.idstein.de/Startseite/Tourismus/Service-und-Kontakt/E1265.htm
Evangelische Kirchengemeinde Idstein http://www.ev-kirche-idstein.de
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau www.ekhn.de