Reformationsstadt Heidelberg
Deutschland
Heidelberg
Wo die Reformierten sich einmauerten
Die ehemalige kurpfälzische Residenzstadt Heidelberg liegt am Neckar und ist heute mit ihrer Altstadt und der Schlossruine ein Touristenmagnet. Ihre Universität wurde 1386 gegründet und ist damit die älteste auf deutschem Boden. Zu dieser ehrwürdigen Universität wurde Martin Luther 1518 eingeladen, um vor einem breiten Publikum seine Thesen zu diskutieren. Luther stellte seine Kreuzestheologie vor und betonte, dass der Mensch nicht durch sein gutes Handeln, sondern durch Gottes Gnade vor Gott bestehen kann. Unter den Zuhörern dieser Heidelberger Disputation befanden sich zahlreiche spätere Reformatoren wie Johannes Brenz (Schwäbisch Hall), Martin Bucer (Straßburg) oder Martin Frecht (Ulm). Zwar hielt das reformatorische Gedankengut bald Einzug in Heidelberg und der Kurpfalz, doch erst 1556 konnte sich der Kurfürst Ottheinrich (1502-1559) dazu entschließen, in der Kurpfalz die Reformation einzuführen. Die Kurpfalz war damit das letzte große Territorium im Reich, das diesen Schritt ging. Doch nach dem Tode Ottheinrichs wandte sich sein Nachfolger Kurfürst Friedrich III. (1515-1576) dem Calvinismus zu und ließ 1563 mit dem „Heidelberger Katechismus“ eine der bedeutendsten Bekenntnisschriften der reformierten Kirche erstellen. Die nun reformierte Universität zog Studierende aus ganz Europa an. 1572 erschien in Heidelberg die erste deutsche Gesamtübersetzung der „Institutio Christianae Religionis“ von Johannes Calvin (1509-1564). Als 1685 das evangelische Fürstenhaus ausstarb und das katholische Haus Pfalz-Neuburg an die Macht kam, setzte eine Rekatholisierungspolitik ein. Die Jesuiten wurden in die Kurpfalz gerufen und errichteten in Heidelberg ein Kollegiengebäude und die Jesuitenkirche. Die reformierten Kirchen wurden auch für den katholischen Gottesdienst geöffnet und fungierten von nun an als Simultankirchen. Eine besondere Sehenswürdigkeit stellt in dieser Hinsicht die evangelische Heiliggeistkirche dar. Die gotische Hallenkirche ist die größte Kirche in Heidelberg. Bis zum 30-jährigen Krieg beherbergte sie die weltberühmte Bibliotheca Palatina, die nach der Besetzung Heidelbergs durch die Katholische Liga als Kriegsbeute dem Papst geschenkt wurde und noch heute einen bedeutenden Teil der Vatikanischen Bibliothek ausmacht. Da sich die Gemeinde weigerte, die Kirche als Simultankirche auch dem katholischen Gottesdienst zur Verfügung zu stellen, wurde 1706 eine Scheidemauer in der Kirche eingezogen. Die Katholiken feierten von nun an im Chorraum ihren Gottesdienst und die Reformierten im Kirchenschiff. Erst 1936 wurde die Scheidemauer endgültig niedergerissen.
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