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Reformationsstadt Gotha

Deutschland

Das „Gedächtnis der Reformation“

Die Stadt Gotha liegt am Nordrand des Thüringer Waldes und wurde erstmals in einer 775 von Karl dem Großen ausgestellten Urkunde erwähnt. Das „gute Wasser“ und fruchtbares Land mögen schon bei der frühzeitlichen Besiedlung und bei der Namensgebung eine Rolle gespielt haben. Ein Bezug zum Stamm der Goten ist lediglich in der Sage überliefert.

Die reichhaltige Reformationsgeschichte von Gotha setzt früh, nämlich bereits 1522 mit der evangelischen Predigt des Johann Langenhan ein. Das Wirken von Friedrich Myconius, der im August 1524, unmittelbar nach dem Gothaer Pfaffensturm, als evangelischer Prediger an die Marienkirche in Gotha berufen wurde, führt zur Verankerung der Reformation in der Stadt und umliegenden Gebieten. Myconius, der als junger Mann dem berühmten Ablassprediger Tetzel begegnete (und von ihm sehr beeindruckt war), wurde nicht nur selbst 1529 erster Superintendent von Gotha, sondern spielte eine wesentliche Rolle bei der Ausgestaltung des Amtes eines „Superattendens“ und der Visitation als Mittel zur Sicherstellung von rechter Lehre und ordentlicher Führung in den Pfarrgemeinden – dies war beispielhaft für die Organisationsstruktur der evangelischen Kirchtümer in den Anfangszeiten der Reformation. Mit Martin Luther verband Myconius eine enge Beziehung; persönliche Ratschläge und Worte des Trostes und der Stärkung spielen im Briefwechsel zwischen den beiden eine größere Rolle als theologische oder kirchliche Fragen. Luthers Frau Käthe bestellte brieflich Grüße an Frau Myconius.

Martin Luther weilte mehrmals in der Stadt, mehr als 1000 seiner Briefe sind neben vielen weiteren Dokumenten der Reformationsgeschichte in der Forschungsbibliothek Gotha aufbewahrt. In Gotha zeigt sich, dass Reformation und Bildung Hand in Hand gehen: Die lange Bildungstradition der Stadt reicht vom Gymnasium Ernestinum, 1524 als eines der ersten humanistischen Gymnasien Deutschlands von Myconius gegründet, bis zur „Studienstätte Protestantismus“ an der Forschungsbibliothek Gotha, sodass die Selbstbezeichnung der Stadt als „Gedächtnis der Reformation“ angebracht erscheint.

Dass die Reformationsgeschichte in Gotha lebendig ist, zeigen die zahlreichen, bereits jetzt bis 2040 ausgearbeiteten Meilensteine und Jubiläen in Stadt und Kirche.