Reformationsstadt Košice
Slowakei
Kosice
Ungarischer Luther
Košice (deutsch: Kaschau, ungarisch Kassa), nach Bratislava die zweitgrößte slowakische Stadt, befindet sich im Osten des Landes nahe der Grenze zu Ungarn. Die Stadt ist griechisch-katholischer und evangelisch-reformierter Bischofssitz und seit 1995 auch Sitz des römisch-katholischen Erzbistums. Košice hat eine Universität und war 2013 europäische Kulturhauptstadt.
Die frühmittelalterliche slawische Siedlung entwickelte sich im 13. Jahrhundert zur Stadt, nachdem deutsche Siedler eingezogen waren. Im 15. Jahrhundert zur königlichen Freistadt erhoben, gelangte Kaschau im Jahrhundert danach als Handelsmetropole zu Reichtum.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurde Kaschau zum Bündnispartner in der Pentapolina, einem weitgehend deutsch geprägten Bund der fünf königlichen Freistädte, zu dem neben Kaschau Bartfeld, Leutschau, Preschau und Zeben zählten. Diese Städte bildeten eine Region aus Handel und Bergbau von großer wirtschaftlicher Kraft und Prosperitätsgewinnen, was vor allem auch daran sichtbar wurde, dass viel Geld und Energie in die Errichtung kommunaler und kirchlicher Bauten investiert wurde.
Die königlichen Freistädte im Grenzgebiet zu Polen bauten Beziehungen zu den oberdeutschen Welthandelsplätzen aus und kontrollierten den Transithandel von Ost nach West. Eine zentrale Rolle nahm dabei Krakau ein. Am Vorabend der Reformation waren diese Städte Zentren, in denen es zu einer intensiven Symbiose aus Wissenschaft, bildungsbeflissener Frömmigkeit und Kunsttätigkeit kam. Intellektuelle Aufgeschlossenheit und frommes christliches Engagement der Bürger verbanden sich mit Wirtschaftskraft und politischer Autonomie, die den Städten Spielräume für selbständiges Handeln auch in religiösen Fragen boten.
Mit dem gleichen Eifer, mit dem die kommunalen und kirchlichen Bauten errichtet wurden, eröffnete man in den königlichen Freistädten auch Stadtschulen. An ihre Spitze beriefen die Magistrate nicht selten humanistische Lehrer aus Krakau. So konnte Košice 1521 den aus England stammenden Humanisten und Erasmus-Anhänger Leonhard Cox (+1540) für seine Stadtschule gewinnen, der zeitgleich mit Philipp Melanchthon in Tübingen studiert hatte. Nach Aufenthalt in Krakau war er im Jahr davor Rektor der Stadtschule in Levoca gewesen.
Reformatorisches Gedankengut wurde durch Händler und Wanderprediger in die Stadt importiert. Im reformatorischen Sinn predigte 1521 der in Krakau ausgebildete Wolfgang Schustel, der später nach Bartfeld wechselte. Antonius Transylvanus, ein Schüler der Wittenberger Reformatoren, führte in der Stadtpfarrei St. Elisabeth die Reformation durch.
In dieser Zeit wirkte auch Matthias Devay Biró (um 1500-1547) als Pfarrer in der Stadt, wurde aber auf Betreiben der Altgläubigen inhaftiert und nach Wien verbracht, wo er zwei Jahre im Gefängnis saß und durch seine Standhaftigkeit beeindruckte. Seine „Rudimenta salutis“ zeugen von Luthers Theologie, weshalb ihm der Ehrentitel „ungarischer Luther“ zuteil wurde. Dieser blieb ihm erhalten, obwohl er um die Mitte des 16. Jahrhunderts seinen magyarischen Gemeinden in Ostungarn den Weg zum Calvinismus wies.
In Kaschau nahm um 1560 eine vom calvinistischen Prediger Gál Huszár (1512-1575) betriebene Druckerei ihren Betrieb auf, hier wurde 1570 neben der deutschen lutherischen auch eine magyarische Gemeinde calvinistischer Konfession gegründet.
Die von den Lutheranern beanspruchte Elisabethkirche wurde über Befehl des Königs 1603 den Katholiken überantwortet, die am 6. Jänner 1604 die Herausgabe der Kirche, des Kirchenschatzes und der Pfarrschule mit militärischen Mitteln erzwangen. Vermittlungsversuche des Schulrektors Johannes Bocatius (1569-1621) schlugen fehl. Er hatte 1599 die Leitung der evangelischen Stadtschule übernommen und war 1604 Stadtrichter geworden. Daraufhin schloss er sich dem Aufstand des siebenbürgischen Fürsten Stephan/István Bocskay (1557-1606) gegen die Habsburger an. Dieser zog am 16. November 1604 in die Stadt ein und restituierte die Elisabethkirche wieder den Evangelischen, ehe die Stadt nach dem Tod Bocskays 1607 wieder in die Hände der Habsburger fiel und zwischen Gegenreformation und Adelsrevolte hin und her wandern musste.
Links
Stadt Košice: www.kosice.sk
Evanjelická Cirkev augsburského vyznania na Slovensku: www.evangelische.sk