Seite wählen

Reformationsstadt Zwickau

Deutschland

Zwickau

Ein heißes Pflaster in den Anfängen der Reformation

Die frühere Silberbergbaustadt Zwickau liegt in Sachsen, südlich von Leipzig nahe der tschechischen Grenze. Bis 1991 wurde hier von den Sachsenwerken der Trabant, der bekannteste Kleinwagen der DDR, produziert.
Durch Silberbergbau, Handel und das Tuchmacherhandwerk wurde Zwickau zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort im Kurfürstentum Sachsen. In der Frühphase der Reformation nahm die Stadt im Kurfürstentum Sachsen eine Schlüsselrolle ein. Martin Luther widmete 1520 seine bedeutende Reformationsschrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« dem Zwickauer Bürgermeister Hermann Mühlpfort (um 1486-1534). Auf Empfehlung Luthers berief der Rat der Stadt im gleichen Jahr Thomas Müntzer (um 1489-1525) als Prediger nach Zwickau. Müntzer griff in seinen Predigten die örtlichen Franziskaner an und schloss sich den radikalen sozialen und religiösen Forderungen der Zwickauer Tuchmacher an, die sich um Nikolaus Storch (um 1500-1536) versammelten und ihre Forderungen durch die biblizistische Auslegung der Bibel untermauerten. Die Gruppe setzte sich für das Gemeineigentum und die Abschaffung der Klöster ein und war auch bereit, ihre Anliegen gewaltsam voranzutreiben. Der Rat der Stadt entließ daraufhin Müntzer und stellte ab 1521 Nikolaus Hausmann (um 1478-1538) als gemäßigten evangelischen Pfarrer ein. Als 1522 die radikalen Reformer den Grünhainer Klosterhof in der Stadt stürmten, um einen von den Mönchen gefangenen Bauern zu befreien, kam es auch zu Bilderstürmen. Auf Bitten des Rates reiste Luther selbst kurz darauf nach Zwickau und predigte mehrfach gegen die »Zwickauer Propheten«. Die gemäßigteren Kräfte der Reformation setzten sich durch. Nikolaus Hausmann reformierte als Pfarrer mit dem Rat der Stadt das kirchliche Leben. Er predigte evangelisch, führte 1523 den Gemeinen Kasten zur Armenfürsorge ein und hielt ab 1524 die Messe auf Deutsch. Seine Verdienste um den evangelischen Gottesdienst würdigte Luther damit, dass er ihm seine eigene Gottesdienstschrift » Formula missae et communionis« 1523 widmete.
1525 war in Zwickau die Reformation im Sinne der Wittenberger endgültig vollzogen. Der Rat ließ das Franziskanerkloster aufheben und die radikalen Kräfte hatten in Folge des Bauernkriegs und der Hinrichtung von Thomas Müntzer nach der Schlacht bei Frankenhausen keinen Rückhalt mehr. So wurde Zwickau die zweite Stadt nach Wittenberg im Kurfürstentum Sachsen, in der sich die Reformation durchsetzte.
Heute führt ein ausgeschilderter Lutherweg in Zwickau an den Schauplätzen der Reformation wie dem Franziskanerkloster, dem Grünhainer Klosterhof, der Katharinenkirche, der Marienkirche und dem Rathaus, in dem Hermann Mühlpfort wirkte, entlang. Auch lassen sich historische Stadtführungen zur Reformationszeit buchen.

Links

Stadt Zwickau www.zwickau.de
Tourismusbüro Zwickau http://www.zwickautourist.de/de/tourismus.php
Luther in Zwickau http://www.luther-zwickau.de/index.php
Evangelisch-Lutherischer Kirchenbezirk Zwickau http://www.kirchenbezirk-zwickau.de/
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens http://www.evlks.de/