Reformationsstadt Schmalkalden
Deutschland
Schmalkalden
Wo die Reformation kämpferisch wurde
Am Rande des Thüringer Waldes liegt die Fachwerkstatt Schmalkalden. Heute gehört Schmalkalden politisch zum Freistaat Thüringen und kirchlich zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Der Name der Stadt ist eng verbunden mit dem Schmalkaldischen Bund, dem militärischen evangelischen Verteidigungsbündnis der Reformationszeit, und mit Luthers Schmalkaldischen Artikeln.
Bereits im Jahre 1526 führte der junge hessische Landgraf Philipp der Großmütige (1504-1567) in seinem Territorium, zu dem auch Schmalkalden zählte, die Reformation ein. Sein Ziel war die Einigung der Protestanten. Nachdem die theologische Einigung zwischen Lutheranern und Reformierten bei dem von ihm einberufenen Marburger Religionsgespräch 1529 nicht gelungen war, schloss er im Jahr darauf in Schmalkalden ein politisches und militärisches Verteidigungsbündnis der evangelischen Stände unter Führung von Hessen und Kursachsen. Kaiser Karl V. (1500-1558) hatte zuvor 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg das Bekenntnis der evangelischen Reichsstände, die Confessio Augustana, abgelehnt. Nun nahmen die evangelischen Stände für sich ein Widerstandsrecht in Anspruch und suchten in England, Frankreich und Dänemark Verbündete gegen den katholischen Kaiser.
Der Schmalkaldische Bund gewann an Macht und konnte für den evangelischen Glauben eine beschränkte reichsrechtliche Anerkennung bewirken. Von den 26 Tagungen des Schmalkaldischen Bundes fanden sieben auch in Schmalkalden statt. Die bedeutendste Bundestagung im Februar 1537 war selbst schon ein glanzvoller Fürstentag, so viele Fürsten, Grafen, Gesandte fremder Länder und Vertreter der evangelischen Städte nahmen daran teil. Für diese Tagung verfasste Luther die Schmalkaldischen Artikel als evangelische Standortbestimmung angesichts des von Papst Paul III. nach Mantua einberufenen Konzils. Doch Luther erkrankte und konnte die Artikel nicht selbst vorstellen, Melanchthon sprach sich gegen sie aus und für alle war klar, dass das Konzil die Artikel ohnehin ablehnen würde. So beschäftigte sich die Bundestagung nicht weiter mit den Schmalkaldischen Artikeln. Später wurden sie mit der Aufnahme in das Konkordienbuch zu den offiziellen lutherischen Bekenntnisschriften gezählt.
Die Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und den evangelischen Ständen führten 1546/47 zum Schmalkaldischen Krieg, der mit der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes endete. Erst der Augsburger Religionsfriede von 1555 sicherte den Anhängern der Augsburgischen Konfession die freie Religionsausübung in ihren Territorien. Die reichspolitischen Ereignisse, die mit Schmalkalden verbunden sind, waren von existenzieller Bedeutung für das Überleben des Protestantismus in Deutschland.
Die meisten Tagungsorte des Schmalkaldischen Bundes stehen noch immer, so das Rathaus, in dessen Vorhalle die Wappen der Mitgliedsstädte des Bundes verewigt wurden, und der Hessenhof. In der Stadtkirche St. Georg, in der neben Luther auch zahlreiche andere Reformatoren während der Bundestagungen predigten, beherbergt das Lutherstübchen ein kleines Museum. Das Schlossmuseum in der Wilhelmsburg, einem der schönsten Renaissance-Schlösser Deutschlands, widmet sich in einer Dauerausstellung der Bedeutung des Schmalkaldischen Bundes für die Reformation.
Links
Stadt Schmalkalden http://www.schmalkalden.com/
Tourismusbüro Schmalkalden http://www.thueringen-tourismus.de/urlaub-hotel-reisen/tourist-information-schmalkalden-105299.html
Evangelische Kirchengemeinde Schmalkalden http://www.kirchengemeinde-schmalkalden.de/
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck http://www.ekkw.de