Torgau liegt im Nordwesten des Freistaates Sachsen. Die Altstadt wurde auf einem Porphyrfels am linken Ufer der Elbe errichtet und ist geprägt von der Blütezeit der Renaissance mit zahlreichen Baudenkmälern des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In der Stadt befindet sich auch das renaissancezeitliche Schloss Hartenfels, früher Residenz der ernestinischen Wettiner und heute ein gefragter Ort für wechselnde Ausstellungen. Gelegentlich heißt es: „Wenn Wittenberg die Mutter der Reformation ist, so ist Torgau ihre Amme.“ Dies spielt nicht nur darauf an, dass in Torgau der weiblichen Seite der Reformation eine besondere Geschichte zukommt, sondern auch, dass die reformatorische Lehre hier mit Kirchenmusik und Kirchenbau gefüttert wurde. Torgau ist eng mit Katharina von Bora, der Ehefrau Martin Luthers, verbunden. Als sie als 24-jährige Nonne in der Osternacht 1523 aus dem Kloster Nimbschen floh, war Torgau die erste Station ihrer Flucht. Knapp dreißig Jahre später führte sie wieder eine Flucht nach Torgau: In Wittenberg war 1552 die Pest ausgebrochen und Katharina machte sich mit ihren Kindern nach Torgau auf. Doch ihre Kutsche stürzte um, Katharina erlitt einen Beckenbruch, an dessen Folgen sie wenige Wochen später in Torgau starb. Ihr Sterbehaus beherbergt heute ein ihrem Leben gewidmetes Museum und in der Torgauer Stadtkirche erinnert ihr Grabmal an sie. Mit dem Katharina-Tag, einem großen zweitägigen Fest feiert die Stadt Torgau seit dem Jahr 2010 jährlich die couragierte Frau der Reformation und vergibt ihr zu Ehren den Katharina-von-Bora-Preis. Doch auch Luther selbst war mehr als vierzig Mal in Torgau. Gemeinsam mit Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Johannes Bugenhagen verfasste er im Pfarrhaus des Torgauer Superintendenten die Torgauer Artikel als Grundlage für die Confessio Augustana. Als in Schloss Hartenfels eine neue Schlosskapelle gebaut werden sollte, geschah dies in enger Absprache mit Luther. 1544 weihte Luther mit der Torgauer Schlosskapelle den ersten evangelischen Kirchenbau ein. Die Predigt, die er zu diesem Anlass hielt, gilt bis heute als ein grundsätzliches Zeugnis evangelischen Gottesdienstverständnisses. An diesem Gottesdienst beteiligt war auch Johann Walter, der Leiter der Torgauer Stadtkantorei. 1524 gab er in Wittenberg das erste evangelische Chorgesangbuch heraus, beriet Luther in musikalischen Fragen, besonders in Bezug auf die Deutsche Messe von 1525 und schuf die Grundlagen des evangelischen Kantoreiwesens und der evangelischen Kirchenmusik. Die „Amme“ Torgau verlieh so der Reformation Raum und Klang.